Wednesday, September 7, 2022

New York im Schnelldurchlauf - 10 Jahre später

 Denn so ist es Tradition. Dieses Mal sogar tatsächlich vollständig. 


2.9.

7:30 MEZ: Michas Papa fährt uns lieberweise zum Flughafen. Eine halbe Stunde Fahrt ist schon praktisch. In Frankfurt ist wie üblich viel los, dank Lufthanse-Streiks aber weit weniger als befürchtet. Vielleicht auch deswegen läuft alles glatt. Uns stehen gut 8 Stunden Flug ins Haus - in einem Flugzeug, das sich an einem 90s-Revival versucht, zumindest, was die Ausstattung angeht. Wohl auch deswegen wird vor Abflug mehrfach darauf hingewiesen und versichert, dass das Flugzeug allen modernen Sicherheitsstandards entspricht und regelmäßig dorthingehend überprüft wird. Glauben wir's mal.

16:30 Eastern Standard Time: Ankunft an Flughafen JFK, mit der U-Bahn rein in die Stadt und nach Brooklyn zu unserem AirBnB. Unser Gastgeber scheint nicht da zu sein, aber wir kommen rein. Es gibt eine Dachterasse - nice. Wir holen uns fettige (und zu teure) Pizza und schauen uns auf dem Dach den Sonnenuntergang an. Wir gehen (für unsere Verhältnisse) früh ins Bett und werden mitten in der Nacht von lauter Musik und buntem Lich geweckt - scheinbar dachte unser Gastgeber, wir wären ausgeflogen. Whoops.


3.9.

Aufstehen um 8 Uhr - los geht's in die Stadt, es gibt viel zu sehen. Wir fahren bis zur High Street und laufen über die Brooklyn Bridge und kaufen eine Bleistiftzeichnung von einem Straßenkünstler. Das Wetter ist perfekt. Dann geht's nach Chinatown, wo wir eine Weile durch die Gegend laufen und ich mich erneut darin bestätigt fühle, dass Manhattan alle 3 Meter nach etwas anderem stinkt. Nur eins hat sich seit 2012 geändert: Der wohl häufigste Geruch neben Pisse ist jetzt Weed.

Wir schlängeln uns durch die Gassen, kaufen einen riesigen rosa Pfirsich, dann steigen wir in eine U-Bahn und fahren zur Station South Ferry, wo wir auf die (nach wie vor kostenlose) Fähre Richtung Staten Island steigen, um einen schönen Blick auf die Skyline von Manhattan zu bekommen. Wir treten auch gleich wieder die Rückreise an und kehren nach Chinatown zurück, um dort zu Mittag zu essen. Uns war in einer der engen Gassen ein Restaurant ins Auge gefallen, das mit frisch selbstgemachten Nudeln warb. Sehr lecker, auch und gerade der chinesische Gurkensalat, der über das letzte Jahr auf TikTok immer wieder viral gegangen ist (nicht dieser spezielle - das Gericht an sich). 

Nächste Station ist der Time Square, wo wir im Hard Rock Cafe hängen bleiben und uns an die Bar setzen. Wir trinken 1, 2 Drinks, laufen dann noch ein wenig weiter über die Glitzermeile, versuchen Shorts für mich zu finden (negativ) und machen uns dann auf den Heimweg.

 

4.9.

Wir fahren zum World Trade Center bzw. zu Ground Zero. Mich verlässt plötzlich schlagartig meine Energie und wir hängen ein wenig durch. Die Cola Light, die ich auf leeren Magen trinke, ist auch nicht gerade hilfreich - ich brauche wohl was zu essen. Wir fahren kurzentschlossen erneut zum Hard Rock Cafe und essen dort zu Mittag. Danach bewegen wir uns Richtung Rockefeller Center, bleiben aber an einem Platz mit Brunnen ein, zwei Blocks davor hängen. Am Himmel hängen dicke Wolken, vielleicht macht mir einfach der Luftdruck zu schaffen. Jedenfalls setzen wir uns danach nur noch kurz in den Central Park und kehren dann nach Brooklyn zurück, wo wir den Abend erneut mit Pizza auf der Dachterasse ausklingen lassen.

 

5.9.

Ein Kommilitone und Freund aus Landau schreibt mich an - er und sein Mann sind seit gestern auch in New York, wir verabreden uns lose irgendwo auf der High Line. Zunächst gehen wir aber zu Chelsea Market, der Micha wärmstens empfohlen wurde. An der U-Bahn-Station, an der wir aussteigen, sind kleine, süße Kupferfiguren in der ganzen Station verteilt, die Micha alle fotografieren muss. Mir fällt ein Schild mit redundanter Aufschrift auf. 

Nach einer mittelkurzen Erkundung des Chelsea Market essen wir bei einem koreanischen Restaurant zu Mittag. Teuer, aber auch hier sehr lecker. Dann steigen wir hoch auf die High Line und treffen uns mit Sven und Marius. Die beiden sind die Line bereits zweimal abgelaufen, aber schließen sich uns erneut an. Am anderen Ende verabschieden sie sich, wir überlegen, was wir nun tun. Ich finde außerdem heraus, dass die gepunkteten Motten mit knallroten Unterflügeln, die wir seit Tagen überall sehen, eine invasive Spezies aus China sind, die sich vor etwa 5 Jahren fest in New York angesiedelt haben. Kein Wunder also, dass man die überall zerquetscht sieht. 

Wir kehren kurz zum Chelsea Market zurück und holen uns ein paar überteuerte Mini-Donuts. Dann fahren wir zum Rockefeller - und nehmen unterwegs noch die Grand Central Station mit - und dann hoch auf die Aussichtsplattform. Teuer, aber Micha war es wichtig und das ist wichtiger. Wir genießen den Ausblick nach allen Seiten bei dicken Gewitterwolken, in denen einmal die Gebäudespitzen für einige Minuten verschwinden, dann schauen wir uns den Sonnenuntergang an und wie langsam alle Lichter angehen. Auf dem zweithöchsten Level posieren zwei junge Frauen minutenlang wie bei einem Playboy-Shooting vor dem Panorama des Empire State Buildings. Vielleicht passend bei einem Phallus-Symbol ;)
Nach der Abfahrt gönnen wir uns eine kurze Pause am Rockefeller Square und schauen einigen Leuten auf einer aufgebauten Roller Rink zu. Zwei Frauen fahren extrem gut - eine von ihnen mit vollem Körpereinsatz. Absolut fasznierender, ästhetischer Anblick.


6.9.

Wir mieten ein Auto, um nach New Jersey rüber zu fahren. Durch Manhattan durch und in den Holland Tunnel zu kommen, ist ein Alptraum. Drüben kehren wir auf Liams Epfehlung in Hoboken in einem Diner auf der Washington Street ein. Stellt sich als Kette heraus - aber der nostalgische 50s Vibe kommt gut rüber. Es regnet schon den ganzen Tag in Strömen - auch, als wir uns auf den Weg zum MetLife Stadium für das Rammstein-Konzert machen, das mehr oder weniger der Aufhänger für diesen ganzen Urlaub war. Wir bereuen, keine Regen-Ponchos gekauft zu haben, als wir vor Ort feststellen, dass unsere Plätze null überdacht sind. Dafür sind wir näher dran als gedacht.

Bevor die Show losgeht, treffen wir einen Australier, der ursprünglich aus Deutschland kommt. Er wurde in Mainz geboren und hat dort gelebt, bis er 9 war. Go figure. Er freut sich sehr - sein Sohn spricht kein Wort Deutsch. Als er dann anfängt, sich über übertrieben politische Korrektheit zu mockieren, bin ich ganz froh, dass die Unterhaltung nicht endlos weitergehen kann.

Das Konzert ist so mittel - die Show is phänomenal, die Stimmung leider lange nicht so gut, wie sie dementsprechend sein sollte. Till Lindemann wirkt wie üblich irgendwo zwischen Rausch und Hirnerschütterung und singt deshalb lange nicht so gut wie auf Band, die Musik läuft ziemlich nach Vorschrift. Trotzdem bin ich froh, Rammstein mal live gesehen zu haben.

 

7.9.

Wir "checken aus" und verabschieden uns von unserem Gastgeber Duery, mit dem wir irgendwann während der letzten Tage dann doch mal persönlich ein paar Worte gewechselt hatten. Dann geben wir das Leihauto vom Vortrag zurück und statten schnell dem nächstengelegenen McDonalds einen Besuch ab, bevor wir uns ein letztes Mal für diesen Abschnitt der Reise auf den Weg nach Manhattan machen - we have a show to catch.

Wir stellen uns zum perfekten Zeitpunkt in der Schlange für Hadestown an. Die Koffer können wir einfach und kostenlos an der Garderobe abgeben, unsere Plätze sind der Hammer und die Show ist alles, was ich mir erhofft habe - wunderschöne Musik und rührende Momente.

Wir kommen ein wenig in Stress, als wir uns auf den Weg zum Flughafen machen, allerdings letztendlich unnötigerweise. Unseren Koffer habe ich beim Online-Check-In schln dazu gebucht (der war nicht inklusive bei Inlands-Flügen) und auch sonst läuft alles glatt. Micha und ich sind uns einig: Bis auf das Mietauto, das teurer war als erhofft und erwartet, haben wir in New York alles "richtig gemacht" ;)


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