Wednesday, September 14, 2022

Gewalttouren - Teil 2

 11.9.

Nach einer Menge geradeaus fahren kommt die Zufahrt zum Reservat der Hualapai ("people of the tall pines"). Ein bisschen mehr geradeaus fahren, dann kommen wir zu einem Parkplatz, an dem wir rausgewunken werden... kein eigenes Auto ab hier, jetzt muss man mit einem Bus weiter. Wir gehen also in das Besucherzentrum, von dem aus die Busse los fahren. Ein Ticket kostet 54$ - ohne Skywalk oder andere Extras, nur General Admission. Wir überlegen kurz, aber letztendlich stehen wir hier vor der Wahl Grand Canyon oder kein Grand Canyon (wir haben beide keine Lust, nochmal knapp 3 Stunden mehr zu fahren). Tickets gezahlt, der Bus kommt auf den Moment genau, dann geht's los zu Eage Point (Stelle des Skwalk). Hier sind überall Raben unterwegs - auf der Hinfahrt haben wir einmal einen Adler gesehen, hier lässt sich keiner blicken. Die Raben sind dafür allgegenwärtig :)

Ganz bis an den Abgrund kommt man hier leider nicht, entlang der ganzen Kante ist ein Seil gespannt, mit einem ziemlich großen Abstand. Das scheint uns ungewöhnlich - kommt einem geradezu deutsch vor. Das Seil wird auch extrem streng enforced; ein, zwei Mal tritt jemand drüber und wird sofort über Lautsprecher zurechtgewiesen. Wie wir später verstehen, liegt das hier nicht an der Sorge um "normale" Abstürze durch Unvorsicht, sondern daran, dass die äußere Kante eventuell abbrechen könnte.

Danach sehen wir uns noch einen traditionellen Tanz einer Gruppe Hualapai an - die Kleider der Frauen sind von den Farben der umgebenden Natur inspiriert - und dann ein kleines Freilichtmuseum traditioneller Behausungen. Nach einem kurzen Trip ins Visitor Center steigen wir wieder in den Bus, um zu Guano Point weiterzufahren, dem zweiten Stop hier. Hier gibt es Höhlen, in denen viele Fledermäuse leben; in den 20ern wurden deshalb Versuche gestartet, Guano abzubauen, die aber aufgrund der Schweirigkeiten mit der Förderung in den 50ern wieder abgebrochen wurden. Daher der Name. Vor allem aber hat man an Guano Point einen fast perfekten 360°-Blick in den Canyon und auf den Colorad River. Hier gibt es auch kein Seil. Und die Aussicht ist... 

 

Das Wetter ist zwar Wahnsinn für Aussicht und Fotos, aber unsere Köpfe fangen langsam an zu brennen. Wir schauen kurz im Guano Café vorbei, kaufen eine Flasche Wasser für 4$ und einen Becher Eis für 50ct, dann stellen wir uns wieder für den Bus an. Es gäbe noch einen dritten Aussichtspunkt, an dem man auch Zipline fahren kann (nein danke!), aber wir sind uns einig, dass wir den nicht auch noch brauchen - also urück zum Parkplatz.

Mein Deli-Nudelsalat hat gesabbert - jetzt sind die Einkaufstüten und ein bisschen was vom Auto ölig. Und er ist echt sauer.
Auf dem Parkplatz sind auch Raben, die durch die Gegend stolzieren wie kleine, schwarze Parkwächter; die Füße sehen irgendwie aus wie Stiefelchen, wenn sie laufen.
Wir essen schnell einen Happen, dann setze ich mich hinters Steuer und wir machen uns auf den Rückweg. In der untergehenden Sonne sind einige Aussichten auf der Fahrt nochmal so beeindruckend. Bevor es dunkel wird, halten wir außerdem an einem kleinen Pfad, der durch einen Joshua-Tree-Hain führt (das ist eine Yucca-Unterart). Der Pfad wurde von einer Naturschutz-Gruppe aufgebaut, um die Leute für den bedrohten Status der ansässigen Flora und Fauna zu sensibilisieren.

Gegen halb 7 wird es dunkel. Wir sind etwa zweieinhalb Stunden unterwegs - unser Tank ist am Ende des Tages nichtmal halb leer. Dodge liefert ab. 

Unsere Wäsche muss immer noch gewaschen werden, wir müssen beide dringend aufs Klo, haben noch nichts gegessen und wollten eigentlich nochmal auf den Strip, da wir morgen abreisen. Das ist irgendwie zu viel für einen Abend - bloggen und ein bisschen rumhängen wollte ich nämlich eigentlich auch noch. Irgendwie bekommen wir von allem ein bisschen hin - wir laufen (ewig lang!) vom Circus Circus zum Bellagio-Brunnen und schauen uns 2 Shows an. Unterwegs macht ein Typ im Vorbeigehen einen Kniefall vor mir, als wolle er mir einen Antrag machen. Würg.
Nach den zwei Shows und einem kurzen Abstecher in die Lobby des Bellagio rufen wir uns ein Uber (mit einem sehr netten Fahrer, der schon viel rumgekommen ist) und dann geht Micha, der Held, allein die Wäsche in einem Laundromat waschen, damit ich noch ein bisschen bloggen kann, bevor ich implodiere. Das waren anstrengende Tage - jetzt reicht's erstmal wieder. Ich hab schon nen tollen Freund.

Bevor ich mich schlafen lege, recherchiere ich noch kurz Death Valley und Übernachtungsmöglichkeiten in Südkalifornien. Dabei stelle ich fest, dass Death Valley aktuell kaum befahrbar ist, weil die meisten Straßen wegen Überflutungen und/oder (für dort!) zu extremer Hitze gesperrt sind. Da dieser Reisepunkt sowieso etwas wacklig war, streiche ich ihn schonmal mental. Macht die Fahrt auch weniger anstrengend.

Monday, September 12, 2022

Gewalttouren - Teil 1

11.9.

Eigentlich wollten wir heute um 8 aufstehen und um 9 los. Das erste funktioniert so halb; um 9 kommt Micha allerdings gerade erst aus der Dusche. Ich rufe derweil Mama an und gratuliere zum Geburtstag; Micha fragt mich später, warum ich ihm nicht Bescheid gesagt hab - ups c:

So. Zwischen halb 10 und 10 geht's dann los - ein wenig spät, angesichts der 4,5 Stunden Fahrt, die wir jetzt zum Grand Canyon vor uns haben, laut vorangegangener Recherche. Aber - dann ist das so. Jetzt müssen wir noch was Essen und irgendwelche Wegzehrung besorgen. Auch das dauert - wie das gerne mal so ist - länger als gedacht. Wir rennen zu 3 Supermärkten.
Bei Target gibt es überhaupt nichts in Richtung Sandwiches etc; ich nehme eine riesige Packung Trail Mix (=Studentenfutter) mit, sowie eine isolierte Tasse und eine kleine Tüte Candy Corn, weil wir das beide noch nie probiert haben (die Tüte werden wir später kaum angebrochen wegschmeißen - weiß der Geier, warum das so ein Riesending zu Halloween ist, schmeckt schrecklich).
Bei Albertsons gibt es zwar einen Deli, aber Sandwiches und ähnliches sind fast komplett aus - bis auf ein paar RIESIGE Subs, die dann aber doch leicht übertrieben wären. Für mich gibt es gar nichts, weil irgendwie immer alles mit Schinken und irgendeinem Käse belegt sein muss. Versteh ich nicht.
Fündig werden wir letztendlich dort, wo wir auch schon vor wenigen Tagen waren - bei Vons. Micha holt sich ein Sandwich wie am Donnerstag, ich vom Deli eine Ladung Cappilini-Salat. Dann fällt die Wahl für's Frühstück... wieder auf Panda Express (don't judge, der war um die Ecke). Reicht dann aber auch erstmal wieder für diesen Urlaub mit der Kette - meine Begeisterug braucht einen kleinen Reset.

Ein kleiner Exkurs dazu: Während wir dasitzen und unseren "Brunch" essen, fängt ein Typ an einem anderen Tisch an, sich in Rage zu reden. Es ist noch früh für die Art Restaurant, außer uns und ihm - plus Begleitung - sind keine Gäste da. Zunächst bin ich nicht sicher, ob er sein Gegenüber anschimpft oder sich bei ihr einfach nur über irgendetwas sehr energisch entlädt. Als er sie dann aber immer wieder und inflationär als "Bitch" bezeichnet, wird mir etwas flau im Magen. Sie zeigt nicht viel Reaktion, jede versuchte wird glatt gebügelt. Leider verlassen die beiden das Restaurant, bevor ich mir sicher genug in meiner Wahrnehmung werden und entscheiden kann, was ich jetzt machen will. Danach ärgere ich mich. Ich hätte ihr gerne gesagt, dass sie sich nicht so behandeln lassen muss und sollte; mit ihm hätte man wahrscheinlich eh nicht reden können. Aber es macht mich wütend, dass er offenbar dachte, er kann sich so in der Öffentlichkeit verhalten und keine Konsequenzen dafür erleiden - und damit dann auch noch Recht behalten hat.

Danach kommen wir endlich los. Vor uns liegen etwa viereinhalb Stunden für eine Strecke von gut 200 Meilen. Das heißt, insgesamt stehen und heute rund 9 Stunden Fahrt ins Haus. Ich hab eigentlich schon seit gestern keine Lust da drauf, aber man sagt mir, der Grand Canyon sei es wert. 

Nach etwa 30 Minuten Fahrt halten wir kurz an einer Aussichtsplattform auf den Hover Dam - wir haben wieder Glück mit dem Wetter, der Anblick ist Wahnsinn. Die Größe dieser Landschaften lässt sich weder mit der Kamera angemessen einfangen, noch wirklich anschaulich beschreiben; es ist alles so groß, dass man überhaupt nicht verstehen kann, wie groß es eigentlich ist. So ein bisschen, wie das Hirn noch ein ganz gutes Gefühl dafür hat, wieviel 1000 oder sogar 10 000 von irgendwas wohl wären, aber spätestens bei 1 000 000 einfach in "keine Ahnung, echt viel" umschaltet. Echt viel ist auch sichtbar von den weißgewaschenen Stellen der Berge, in die der riesige Stausee Lake Mead eingebettet ist; der Wasserspiegel steht aktuell extrem niedrig. Letztens haben wir sogar gehört, dass dieses Rekordtief einiges an unschönen Dingen freigelegt hat; allem voran Fässer mit Leichen von unglücklichen Zockern (mutmaßlich).

Nach ein paar Fotos geht's weiter. Früher musste man noch direkt über den Damm selbst fahren, heute gibt es eine (schnellere) Umgehungsbrücke - die war noch im Bau, als Micha zuletzt hier war.

Als wir auf der anderen Seite der Schlucht angekommen sind, stellen wir fest, dass wir trotz der Stunde Fahrtzeit unsere Reisedistanz und-zeit gerade einmal angeknabbert haben - es stehen noch immer über dreieinhalb Stunden Fahrt aus und es ist schon 13 Uhr. Aber: Der Grand Canyon ist ja sehr lang, wie Micha auch nochmal erinnert. Insofern gibt es vielleicht etwas näheres... 

Tatsächlich: Der Grand Canyon Skywalk ist nur weitere 90 Minuten entfernt. Quasi ein Katzensprung für amerikanische Größenverhältnisse. Wir ändern also unsere Route. Die führt uns bald vorbei an mehreren riesigen Billboards mit der Aufschrift LAST STOP, was sich einfach als der... clevere Name eines Raststopps entpuppt, und dann auf eine sehr lange Straße, konstant gesäumt von viel Prärie und wenigen Schabraken, Briefkästen-Armadas und seelenruhigen, freilaufenden Kühen am Straßenrand. Die Siedlungen (?) haben etwas Postapokalyptisches; hier müssen wohl Leute wohnen, aber... wieso?


Part 2 kommt morgen oder so, ich bin müde 😄

Saturday, September 10, 2022

Devastation and Reform

8.9.

Der Tag beginnt... mit einem sehr langsamen Start. New York hat uns ganz schön geschafft, der Startschwung ist ein bisschen ausgebremst - und nach einer Woche des Aufeinandersitzens war es an der Zeit, ein wenig anstrende Beziehungsarbeit zu leisten. Das ist jetzt nicht unbedingt Urlaub pur, aber es muss eben mal sein... anstrengend war's trotzdem. Als wir da durch sind, ist es schon Nachmittag. Was jetzt noch tun? Eine halbe Stunde entfernt liegt der Red Rock Canyon - der wird also die (Rest)Tagesaktivität. Die Straße windet sich durch einen Sightseeing-Loop, vorbei an... ja, sehr roten Steinen. Wir klettern ein bisschen rum, halten immer wieder, aber für tiefere Erkundungstouren fehlt die Zeit. Mir tatsächlich ganz recht, ich bin emotional etwas (sehr) erschöpft. Trotzdem wäre der Trip an einem anderen Tag sicher etwas "ertragreicher" geworden - aber auch so hat sich der Ausflug gelohnt. In der angenehmen Abendwärme klettern wir ein bisschen an der Stelle einer nicht mehr vorhandenen Steinmiene herum, Micha erinnert sich an mehreren Stellen an den Trip vor 15 Jahren - mit etwas mehr Zeit hätten wir an einer Stelle wohl einen kleinen Wasserfall finden können. Wobei ich fast befürchte, dass der unter den aktuellen Umständen vielleicht gar nicht mehr fließt...

Wir verlassen den Park nach Einbruch der Dunkelheit und machen uns auf den Rückweg. Zurück im Hotel möchte Micha noch gerne auf den Strip, aber mir fehlt nach dem Tageststart und einigen daraus noch folgenden Nachwehen-Zackereien die emotionale Kraf dazu - also geht er allein. Damit bin ich auch nicht 100% glücklich, weil ich mich schuldig fühle, aber es ging nicht mehr anders. Stattdessen gehe ich duschen und fühle mich ein kleines Weilchen depressiv; ich müsste die Anspannung einfach rausweinen, aber das geht noch nicht.
Nebenbei setze ich auch noch das komplette Bad unter Wasser, weil unsere Dusche fantastisch (ehem) designt ist; etwa die halbe Breite wird mit einer unbeweglichen Glasscheibe vom Rest des Raums geteilt, der Rest liegt offen... und der Duschkopf ist sowohl riesig, als auch unbeweglich. Als Micha zurückkommt, hab ich mich immer noch nicht erholt, aber immerhin kann ich jetzt weinen. Nicht meine Lieblingsoption, aber der breaking point war erreicht. Alles in allem ein durchmischter Tag, aber: Wir haben die erste von 3 "Rote Steine"-Stationen besichtigt, trotz spätem Start.

 

9.9.

Das Auspowern gestern bedeutet: Ich brauche Recharge. Da bietet sich an, dass Micha eh vorgeschlagen hatte, zu einer riesigen Outlet-Mall zu gehen, bei der sie auch schon vor 15 Jahren waren. Tatsächlich existiert die noch. Bevor es los geht, frühstücken wir bei IHOP (=Inernational House of Pancakes). Eier, Speck, Pancakes, French Toast, Hashbrowns... das sollte ein Weilchen vorhalten. 

Insgesamt verbringen wir über 6 Stunden in dem Einkaufszentrum; besonders ich gebe eine ganze Stange Geld aus, das meiste davon in einem Laden namens Windsor (no relation), den es leider nirgendwo in Europa gibt. Das ist sehr schade... da glitzert vieles so schön. Apropos glitzern: Direkt, als wir die Mall betreten, stolpern wir über einen Laden, der von vorne bis hinten vollsteht mit extravaganten Kleidern, hauptsächlich Anzügen und Smokings. Strasssteine, Wende-Pailletten, Samt, Seidehemden mit Muster... alles sehr over the top bis mafiös, aber ein wenig kam bei mir der Wunsch danach auf, ein Popmusiker mit Riesenbudget zu sein. Der Ladenbesitzer wurde allerdings sehr aufdringlich, also sind wir dann doch relativ schnell wieder raus. Gegenüber war ein Anime-Laden, dessen Besitzer uns dann zehn Minuten ununterbrochen mit seinen Zukuntsvisionen und -plänen würdigte. Also - bunter Tag. Am Ende haben wir noch ein paar Fotos in einem überteuerten Polaroid-Automaten geschossen - 7$ und dann geht nicht mal der Green Screen! Jetzt haben wir Fotos mit einem komischen Logo im Hintergrund. Na ja. Memories. 

Für ein schnelles Abendessen geht's zu Panda Express; ich liebe diese Kette. Das Essen ist ungesund und hat quasi gar nichts mehr mit chinesischer Küche zu tun, aber ich muss da einfach einmal in jedem USA-Urlaub essen. Und ja, der Vegas-Abschnitt unserer Reise wird wohl relativ Fastfood-geprägt werden. Muss auch mal sein.

Danach gehen wir in unser neues Hotel einchecken; Circus Circus heißt das Ganze und ist einige Jahrzehnte älter als das Luxor. Das Schild an der Einfahrt ist gekrönt von einem riesigen leuchtenden Clown - ein etwas seltsames Konzept, das Ganze. Aber, wie alle Hotels hier, sehr durchdesignt. Wir checken ein, bekommen ein sehr altbackenes Zimmer, das etwas kleiner ist als das im Luxor - und vor allem sehr viel kälter. Die Klimaanlage lässt sich nicht auf eine bestimmte Temperatur einstellen, sondern nur ein oder aus, high - medium - low. Super. In dem kleinen Zimmer herrschen winterliche Temperaturen und das Fenster lässt sich nur einen Fingerspalt weit öffnen. Lüften, um wärmer zu machen, ist auch so ein amerikanisches Konzept... wir stellen die AC jedenfalls vorerst ab. 

Zum Abschluss des Tages erkunden wir zunächst das hauseigene Casino. Hier darf geraucht werden und man riecht es. Bäh. Es gibt eine kleine Arcade, in der wir relativ schnell 10 Dollar verspielen, mit einem umgestalteten Space Invader für 2 Personen, 2 Partien Air Hockey und einer Runde 4 gewinnt mit Basketbällen. Natürlich sind die Beträge der Automaten so ausgelegt, dass man immer mit einem unbrauchbaren Restbetrag auf der ansonsten unbrauchbaren Guthabenkarte verbleibt. Immer wieder ein effektives wie perfides Konzept, besonders wenn man bedenkt, dass sich dieser Teil des Casinos besonders an Kinder richtet. Get 'em while they're young.

Wir ziehen weiter und setzen uns zum Spaß an einen der letzten Automaten, bevor wir die Tür erreichen. Über den Drehzeilen lehnt ein animierter Panda, das muss ja etwas Gutes bedeuten. Insgesamt stecken wir 4$ in den Automaten, gewinnen zunächst ein paar Centbeträge - dann fängt auf einmal alles an zu bimmeln wie verrückt: Wir haben irgendwie irgendwas gewonnen. Am Ende kommt ein Gesamtbetrag von 70$ dabei heraus - von denen verzocken wir später noch zum Spaß 5 in einem anderen Casino (ohne jeglichen weiteren Gewinn). Trotzdem ein ganz guter Gegenwert ;)

Wir laufen noch bis zum Treasure Island, dann kehren wir um und kehren in unseren Eisschrank ein. Ein guter Erholungstag.

P.S.: Der Post-Titel bezieht sich übrigens auf dieses Lied.

Thursday, September 8, 2022

Luxor-iös

7.9.2022

Nachdem wir, etwa eine Stunde früher als geplant, gegen 22:00h gelandet sind, stellen wir gleich nach Ausstieg fest, dass wir eindeutig in Vegas sind - in der Halle mit den Gepäckbändern stehen nämlich die ersten Spielautomaten. Mit Leuten dran. Am späten Abend.
Das zweite Indiz ist die Hitze, die uns jenseits der Türen entgegenschägt - klar, wir sind in der Wüste. Dass aber nachts um halb 11 noch 38°C herrschen, hätte ich dann doch nicht gedacht.

Das Auto, das Micha im Vorfeld über den ADAC gebucht hat, müssen wir noch abholen. Das Terminal für die Autoverleihe erreichen wir nur per Bus, in dem bereits pausenlos aus einem Bildschirm amerikanisch nervtötende Werbung quakt. Viva Las Vegas.

Bei Autovermietung Alamo (bisschen komischer Name für ein Unternehmen, aber ok) gehen wir mehrfach sicher, dass die über den ADAC gebuchten Details stimmen, dann nehmen wir unser Auto entegegen. Wir dürfen uns zwischen einer silbernen Toyota Limo und einem Dodge Charger entscheiden - die zählen als dieselbe Gefährtsklasse (auch ok). Wir nehmen den Dodge in olivgrün. Micha freut sich. 

Bevor wir uns auf den Weg zu unserer Bleibe am neuen Strip machen, brauchen wir noch schnell etwas zu essen - auf dem Flug (Delta) gab es nämlich zwar genau 117 Filme zur Auswahl, aber keine Mahlzeit bei 4 Stunden Flug. Die Wahl fällt auf In-N-Out Burger, eine Kette aus Kalifornien, von der ich Amerikaner aus den Südwest-Staaten schon oft habe schwärmen hören. Und wir müssen ihnen Recht geben; nicht nur passt die Inneneinrichtung, die stilmäßig sehr in den 50ern verblieben ist, wunderbar zu meinem Outfit, die Burger und Pommes werden tatsächlich frisch für jede Bestellung zubreitet und sind simpel, aber lecker.

Auf zum Hotel! Unsere ersten beiden Nächte - unter der Woche, daher in Vegas spottbillig - haben wir im Luxor gebucht. Das ist ein Hotel mit Ägypten-Thematik, weshalb natürlich die Tutanchamun-Sphinx vor der Tür und eine in die Nacht leuchtende Pyramidenspitze nicht fehlen dürfen. Um das Hotel zu finden ist das tatsächlich auch ganz praktisch - man folge einfach dem GIANT BEAM OF LIGHT. Die Straßen sind - typisch Amerika jenseits der Nordoststaaten - viel zu breit und viel zu vielspurig, aber mit einer leicht sprunghaften Google-Navigation bekommen wir das ganz gut auf die Reihe.

Das Luxor ist... something else. Ein wirklich (buchstäblich!) schräger Anblick von innen. Gebäude in einem Gebäude, die Pyramide ist auch innen als solche klar erkennbar, weil die Flure der Stockwerke zur riesigen inneren Halle nur mit einer Ballustrade abgegrenzt sind. Wir werden auf Stock 4 untergebracht. Quasi das D-Deck der Vegas-Hotels. Trotzdem brauchen wir unsere Zimmerkarten, um überhaupt den Aufzug nutzen zu können (der maximal bis Stock 5 von... 30? fährt). Man bemüht sich um den Flair von Exklusivität und VIP-Status, auch wenn der Teppichboden aussieht wie schonmal gegessen. Der erschwingliche Strip hat seine Glanzzeiten definitiv hinter sich. Das sagt auch der Wasserfleck an unserer Zimmerdecke. Das Bett ist trotzdem sehr gemütlich.

Wednesday, September 7, 2022

New York im Schnelldurchlauf - 10 Jahre später

 Denn so ist es Tradition. Dieses Mal sogar tatsächlich vollständig. 


2.9.

7:30 MEZ: Michas Papa fährt uns lieberweise zum Flughafen. Eine halbe Stunde Fahrt ist schon praktisch. In Frankfurt ist wie üblich viel los, dank Lufthanse-Streiks aber weit weniger als befürchtet. Vielleicht auch deswegen läuft alles glatt. Uns stehen gut 8 Stunden Flug ins Haus - in einem Flugzeug, das sich an einem 90s-Revival versucht, zumindest, was die Ausstattung angeht. Wohl auch deswegen wird vor Abflug mehrfach darauf hingewiesen und versichert, dass das Flugzeug allen modernen Sicherheitsstandards entspricht und regelmäßig dorthingehend überprüft wird. Glauben wir's mal.

16:30 Eastern Standard Time: Ankunft an Flughafen JFK, mit der U-Bahn rein in die Stadt und nach Brooklyn zu unserem AirBnB. Unser Gastgeber scheint nicht da zu sein, aber wir kommen rein. Es gibt eine Dachterasse - nice. Wir holen uns fettige (und zu teure) Pizza und schauen uns auf dem Dach den Sonnenuntergang an. Wir gehen (für unsere Verhältnisse) früh ins Bett und werden mitten in der Nacht von lauter Musik und buntem Lich geweckt - scheinbar dachte unser Gastgeber, wir wären ausgeflogen. Whoops.


3.9.

Aufstehen um 8 Uhr - los geht's in die Stadt, es gibt viel zu sehen. Wir fahren bis zur High Street und laufen über die Brooklyn Bridge und kaufen eine Bleistiftzeichnung von einem Straßenkünstler. Das Wetter ist perfekt. Dann geht's nach Chinatown, wo wir eine Weile durch die Gegend laufen und ich mich erneut darin bestätigt fühle, dass Manhattan alle 3 Meter nach etwas anderem stinkt. Nur eins hat sich seit 2012 geändert: Der wohl häufigste Geruch neben Pisse ist jetzt Weed.

Wir schlängeln uns durch die Gassen, kaufen einen riesigen rosa Pfirsich, dann steigen wir in eine U-Bahn und fahren zur Station South Ferry, wo wir auf die (nach wie vor kostenlose) Fähre Richtung Staten Island steigen, um einen schönen Blick auf die Skyline von Manhattan zu bekommen. Wir treten auch gleich wieder die Rückreise an und kehren nach Chinatown zurück, um dort zu Mittag zu essen. Uns war in einer der engen Gassen ein Restaurant ins Auge gefallen, das mit frisch selbstgemachten Nudeln warb. Sehr lecker, auch und gerade der chinesische Gurkensalat, der über das letzte Jahr auf TikTok immer wieder viral gegangen ist (nicht dieser spezielle - das Gericht an sich). 

Nächste Station ist der Time Square, wo wir im Hard Rock Cafe hängen bleiben und uns an die Bar setzen. Wir trinken 1, 2 Drinks, laufen dann noch ein wenig weiter über die Glitzermeile, versuchen Shorts für mich zu finden (negativ) und machen uns dann auf den Heimweg.

 

4.9.

Wir fahren zum World Trade Center bzw. zu Ground Zero. Mich verlässt plötzlich schlagartig meine Energie und wir hängen ein wenig durch. Die Cola Light, die ich auf leeren Magen trinke, ist auch nicht gerade hilfreich - ich brauche wohl was zu essen. Wir fahren kurzentschlossen erneut zum Hard Rock Cafe und essen dort zu Mittag. Danach bewegen wir uns Richtung Rockefeller Center, bleiben aber an einem Platz mit Brunnen ein, zwei Blocks davor hängen. Am Himmel hängen dicke Wolken, vielleicht macht mir einfach der Luftdruck zu schaffen. Jedenfalls setzen wir uns danach nur noch kurz in den Central Park und kehren dann nach Brooklyn zurück, wo wir den Abend erneut mit Pizza auf der Dachterasse ausklingen lassen.

 

5.9.

Ein Kommilitone und Freund aus Landau schreibt mich an - er und sein Mann sind seit gestern auch in New York, wir verabreden uns lose irgendwo auf der High Line. Zunächst gehen wir aber zu Chelsea Market, der Micha wärmstens empfohlen wurde. An der U-Bahn-Station, an der wir aussteigen, sind kleine, süße Kupferfiguren in der ganzen Station verteilt, die Micha alle fotografieren muss. Mir fällt ein Schild mit redundanter Aufschrift auf. 

Nach einer mittelkurzen Erkundung des Chelsea Market essen wir bei einem koreanischen Restaurant zu Mittag. Teuer, aber auch hier sehr lecker. Dann steigen wir hoch auf die High Line und treffen uns mit Sven und Marius. Die beiden sind die Line bereits zweimal abgelaufen, aber schließen sich uns erneut an. Am anderen Ende verabschieden sie sich, wir überlegen, was wir nun tun. Ich finde außerdem heraus, dass die gepunkteten Motten mit knallroten Unterflügeln, die wir seit Tagen überall sehen, eine invasive Spezies aus China sind, die sich vor etwa 5 Jahren fest in New York angesiedelt haben. Kein Wunder also, dass man die überall zerquetscht sieht. 

Wir kehren kurz zum Chelsea Market zurück und holen uns ein paar überteuerte Mini-Donuts. Dann fahren wir zum Rockefeller - und nehmen unterwegs noch die Grand Central Station mit - und dann hoch auf die Aussichtsplattform. Teuer, aber Micha war es wichtig und das ist wichtiger. Wir genießen den Ausblick nach allen Seiten bei dicken Gewitterwolken, in denen einmal die Gebäudespitzen für einige Minuten verschwinden, dann schauen wir uns den Sonnenuntergang an und wie langsam alle Lichter angehen. Auf dem zweithöchsten Level posieren zwei junge Frauen minutenlang wie bei einem Playboy-Shooting vor dem Panorama des Empire State Buildings. Vielleicht passend bei einem Phallus-Symbol ;)
Nach der Abfahrt gönnen wir uns eine kurze Pause am Rockefeller Square und schauen einigen Leuten auf einer aufgebauten Roller Rink zu. Zwei Frauen fahren extrem gut - eine von ihnen mit vollem Körpereinsatz. Absolut fasznierender, ästhetischer Anblick.


6.9.

Wir mieten ein Auto, um nach New Jersey rüber zu fahren. Durch Manhattan durch und in den Holland Tunnel zu kommen, ist ein Alptraum. Drüben kehren wir auf Liams Epfehlung in Hoboken in einem Diner auf der Washington Street ein. Stellt sich als Kette heraus - aber der nostalgische 50s Vibe kommt gut rüber. Es regnet schon den ganzen Tag in Strömen - auch, als wir uns auf den Weg zum MetLife Stadium für das Rammstein-Konzert machen, das mehr oder weniger der Aufhänger für diesen ganzen Urlaub war. Wir bereuen, keine Regen-Ponchos gekauft zu haben, als wir vor Ort feststellen, dass unsere Plätze null überdacht sind. Dafür sind wir näher dran als gedacht.

Bevor die Show losgeht, treffen wir einen Australier, der ursprünglich aus Deutschland kommt. Er wurde in Mainz geboren und hat dort gelebt, bis er 9 war. Go figure. Er freut sich sehr - sein Sohn spricht kein Wort Deutsch. Als er dann anfängt, sich über übertrieben politische Korrektheit zu mockieren, bin ich ganz froh, dass die Unterhaltung nicht endlos weitergehen kann.

Das Konzert ist so mittel - die Show is phänomenal, die Stimmung leider lange nicht so gut, wie sie dementsprechend sein sollte. Till Lindemann wirkt wie üblich irgendwo zwischen Rausch und Hirnerschütterung und singt deshalb lange nicht so gut wie auf Band, die Musik läuft ziemlich nach Vorschrift. Trotzdem bin ich froh, Rammstein mal live gesehen zu haben.

 

7.9.

Wir "checken aus" und verabschieden uns von unserem Gastgeber Duery, mit dem wir irgendwann während der letzten Tage dann doch mal persönlich ein paar Worte gewechselt hatten. Dann geben wir das Leihauto vom Vortrag zurück und statten schnell dem nächstengelegenen McDonalds einen Besuch ab, bevor wir uns ein letztes Mal für diesen Abschnitt der Reise auf den Weg nach Manhattan machen - we have a show to catch.

Wir stellen uns zum perfekten Zeitpunkt in der Schlange für Hadestown an. Die Koffer können wir einfach und kostenlos an der Garderobe abgeben, unsere Plätze sind der Hammer und die Show ist alles, was ich mir erhofft habe - wunderschöne Musik und rührende Momente.

Wir kommen ein wenig in Stress, als wir uns auf den Weg zum Flughafen machen, allerdings letztendlich unnötigerweise. Unseren Koffer habe ich beim Online-Check-In schln dazu gebucht (der war nicht inklusive bei Inlands-Flügen) und auch sonst läuft alles glatt. Micha und ich sind uns einig: Bis auf das Mietauto, das teurer war als erhofft und erwartet, haben wir in New York alles "richtig gemacht" ;)


Thursday, March 15, 2018

Freezing Frisco


Puh. An meinem letzten Abend in San Francisco sitze ich allein in meinem 4-Bett-Zimmer und friere. Das Hostel ist zwar wirklich schön und hat Charme, aber sein Alter (1920er) macht sich leider unter anderem anhand der zugigen Fenster bemerkbar.
Heute war ich auf Alcatraz; wie befürchtet war das Wetter wieder schlechter als gestern, wodurch mir das wohl relativ typische Erlebnis von reichlich Wind und Regen zuteil wurde. Allerdings, hätte ich gestern einen Platz auf der Fähre bekommen, hätte ich in der heutigen Plörre in der Stadt herumgeistern müssen und wenig killt meine gute Laune so zuverlässig wie das. Vorhin hab ich schon wieder Heimweh bekommen, weil der Himmel komplett  hinter der Wolkendecke verschwand. Nervig, diese Wetterabhängigkeit.
Wie dem auch sei, heute Morgen wollte ich mich eigentlich um einen neuen Laptop kümmern, was dann aber zeitlich leider nicht mehr ganz hingehauen hat; bei Office Depot hatten sie leider nichts, das mir passte (alles zu teuer und groß) und der nächste Best Buy war zu weit entfernt. Stattdessen bin ich dann gemütlich Market Street runtergelaufen, also wieder in den Financial District, bis runter zum Hafengebäude mit dem großen Uhrturm. Dann weiter an den Docks lang bis hoch zum Pier 33, wo die Alcatraz-Fähre ablegt. Ich halte immer wieder zwischendrin an - San Francisco ist wirklich wunderschön.
Ziemlich genau Punkt 12:30 komme ich an – die Schlange ist auch schon entsprechend lang. Nach einer halben Stunde warten und im Gänsemarsch aufs Boot schieben gehts los durch kalten Nieselregen und Wind. Alcatraz strahlt zwar nicht so wie gestern, wird aber glücklicherweise nicht vom Nebel verschluckt. Auf „dem Stein“ angekommen mache ich mich langsam an den Aufstieg in den Zellenblock und folge der kostenlosen (bzw wohl eher: inklusiven) Audio Tour durch das Gefängnis. Im Recreational Yard fliege ich mehrfach fast weg, weil der Wind so stark ist. Und das mag zwar ein wenig übertrieben sein, aber tatsächlich schubst er mich fast die Treppe runter, reißt mir fast den (geschlossenen!) Regenschirm aus der Hand und schleudert mir sogar einmal beim Gehen einen Fuß in den anderen Knöchel. Beim Aufstieg zurück ins Gebäude spanne ich den ganzen Körper an, um nicht tatsächlich noch wegzufliegen. Und jetzt stelle man sich bitte vor, dass das die besten Momente für viele Sträflinge waren, eine halbe Stunde oder so fast vom kalten Wind weggeweht zu werden… wobei – wäre das wirklich möglich gewesen, hätten sich so einige Insassen sicher über die Fluchtmöglichkeit gefreut.
Nach dem Rundgang geistere ich noch ein wenig hin und her, aber auf die Gärten habe ich bei diesem Wetter nicht so viel Lust – da ist es mir wichtiger, noch rechtzeitig in den Süden zu kommen, um den Best Buy zu suchen, der mir gestern empfohlen wurde.
Gesagt, getan: Fähre um 15:45, etwa eine Stunde später komme ich an der richtigen BART-Station an – am Ausgang gibt es hier keine Rolltreppe, ein Vater schiebt sein Fahrrad die steilen, zahlreichen Stufen hoch, während sein Kleinkind neben ihm wacker singend im gleichen Tempo Richtung Straße kraxelt. Einen hurtigen Spaziergang entlang Mission Street später komme ich beim Best Buy an, direkt unterhalb des Freeway und eingebettet in ein paar von San Franciscos Zeltmeilen. Etwas mehr als eine weitere Stunde später komme ich mit einem neuen Dell-Computer und ein wenig neuem Wissen über die Entwicklung von Computern über die letzten Jahre wieder aus dem Laden – grundlegend ist der Schluss aus dieser interessanten Unterhaltung, dass man jetzt schlechtere Hardware für das gleiche Geld wie früher bekommt, um peppigere (und ja, in ein paar Hinsichten leistungsfähigere...) Betriebssysteme zu bekommen. Meh. Verkäufer Jason war jedenfalls sehr nett, sagte zu oft „for better or for worse“ und arbeitet momentan pro bono an einem Videospiel mit; sein erstes Jahr in San Francisco war er obdachlos, während er studiert und gearbeitet hat. No fucking way werde ich jemals in dieses Land ziehen.

Tuesday, March 6, 2018

Finally got back in!

@_@ Ich hab jetzt etwa eine Woche gebraucht, um mich in meinen eigenen Google-Account für diesen Blog einzuloggen. Google hat ziemlich solide Sicherheitsvorkehrungen... so solide, dass sie einen aus dem eigenen Acount ausperren, wenn man verreist und dann an einem anderen Ort als dem gewohnten sein Passwort zurücksetzen muss. Mann :D
Naja. Jetzt hat's irgendwie funktioniert. War kurz davor, einen Zweitblog zu starten. Fange dann wohl mal an, die letzten Tage zumindest im Groben aufzuschreiben... Posts bis zum 6.3. tauchen dann vor diesem auf, damit die Timeline der Events stimmt.