Monday, September 12, 2022

Gewalttouren - Teil 1

11.9.

Eigentlich wollten wir heute um 8 aufstehen und um 9 los. Das erste funktioniert so halb; um 9 kommt Micha allerdings gerade erst aus der Dusche. Ich rufe derweil Mama an und gratuliere zum Geburtstag; Micha fragt mich später, warum ich ihm nicht Bescheid gesagt hab - ups c:

So. Zwischen halb 10 und 10 geht's dann los - ein wenig spät, angesichts der 4,5 Stunden Fahrt, die wir jetzt zum Grand Canyon vor uns haben, laut vorangegangener Recherche. Aber - dann ist das so. Jetzt müssen wir noch was Essen und irgendwelche Wegzehrung besorgen. Auch das dauert - wie das gerne mal so ist - länger als gedacht. Wir rennen zu 3 Supermärkten.
Bei Target gibt es überhaupt nichts in Richtung Sandwiches etc; ich nehme eine riesige Packung Trail Mix (=Studentenfutter) mit, sowie eine isolierte Tasse und eine kleine Tüte Candy Corn, weil wir das beide noch nie probiert haben (die Tüte werden wir später kaum angebrochen wegschmeißen - weiß der Geier, warum das so ein Riesending zu Halloween ist, schmeckt schrecklich).
Bei Albertsons gibt es zwar einen Deli, aber Sandwiches und ähnliches sind fast komplett aus - bis auf ein paar RIESIGE Subs, die dann aber doch leicht übertrieben wären. Für mich gibt es gar nichts, weil irgendwie immer alles mit Schinken und irgendeinem Käse belegt sein muss. Versteh ich nicht.
Fündig werden wir letztendlich dort, wo wir auch schon vor wenigen Tagen waren - bei Vons. Micha holt sich ein Sandwich wie am Donnerstag, ich vom Deli eine Ladung Cappilini-Salat. Dann fällt die Wahl für's Frühstück... wieder auf Panda Express (don't judge, der war um die Ecke). Reicht dann aber auch erstmal wieder für diesen Urlaub mit der Kette - meine Begeisterug braucht einen kleinen Reset.

Ein kleiner Exkurs dazu: Während wir dasitzen und unseren "Brunch" essen, fängt ein Typ an einem anderen Tisch an, sich in Rage zu reden. Es ist noch früh für die Art Restaurant, außer uns und ihm - plus Begleitung - sind keine Gäste da. Zunächst bin ich nicht sicher, ob er sein Gegenüber anschimpft oder sich bei ihr einfach nur über irgendetwas sehr energisch entlädt. Als er sie dann aber immer wieder und inflationär als "Bitch" bezeichnet, wird mir etwas flau im Magen. Sie zeigt nicht viel Reaktion, jede versuchte wird glatt gebügelt. Leider verlassen die beiden das Restaurant, bevor ich mir sicher genug in meiner Wahrnehmung werden und entscheiden kann, was ich jetzt machen will. Danach ärgere ich mich. Ich hätte ihr gerne gesagt, dass sie sich nicht so behandeln lassen muss und sollte; mit ihm hätte man wahrscheinlich eh nicht reden können. Aber es macht mich wütend, dass er offenbar dachte, er kann sich so in der Öffentlichkeit verhalten und keine Konsequenzen dafür erleiden - und damit dann auch noch Recht behalten hat.

Danach kommen wir endlich los. Vor uns liegen etwa viereinhalb Stunden für eine Strecke von gut 200 Meilen. Das heißt, insgesamt stehen und heute rund 9 Stunden Fahrt ins Haus. Ich hab eigentlich schon seit gestern keine Lust da drauf, aber man sagt mir, der Grand Canyon sei es wert. 

Nach etwa 30 Minuten Fahrt halten wir kurz an einer Aussichtsplattform auf den Hover Dam - wir haben wieder Glück mit dem Wetter, der Anblick ist Wahnsinn. Die Größe dieser Landschaften lässt sich weder mit der Kamera angemessen einfangen, noch wirklich anschaulich beschreiben; es ist alles so groß, dass man überhaupt nicht verstehen kann, wie groß es eigentlich ist. So ein bisschen, wie das Hirn noch ein ganz gutes Gefühl dafür hat, wieviel 1000 oder sogar 10 000 von irgendwas wohl wären, aber spätestens bei 1 000 000 einfach in "keine Ahnung, echt viel" umschaltet. Echt viel ist auch sichtbar von den weißgewaschenen Stellen der Berge, in die der riesige Stausee Lake Mead eingebettet ist; der Wasserspiegel steht aktuell extrem niedrig. Letztens haben wir sogar gehört, dass dieses Rekordtief einiges an unschönen Dingen freigelegt hat; allem voran Fässer mit Leichen von unglücklichen Zockern (mutmaßlich).

Nach ein paar Fotos geht's weiter. Früher musste man noch direkt über den Damm selbst fahren, heute gibt es eine (schnellere) Umgehungsbrücke - die war noch im Bau, als Micha zuletzt hier war.

Als wir auf der anderen Seite der Schlucht angekommen sind, stellen wir fest, dass wir trotz der Stunde Fahrtzeit unsere Reisedistanz und-zeit gerade einmal angeknabbert haben - es stehen noch immer über dreieinhalb Stunden Fahrt aus und es ist schon 13 Uhr. Aber: Der Grand Canyon ist ja sehr lang, wie Micha auch nochmal erinnert. Insofern gibt es vielleicht etwas näheres... 

Tatsächlich: Der Grand Canyon Skywalk ist nur weitere 90 Minuten entfernt. Quasi ein Katzensprung für amerikanische Größenverhältnisse. Wir ändern also unsere Route. Die führt uns bald vorbei an mehreren riesigen Billboards mit der Aufschrift LAST STOP, was sich einfach als der... clevere Name eines Raststopps entpuppt, und dann auf eine sehr lange Straße, konstant gesäumt von viel Prärie und wenigen Schabraken, Briefkästen-Armadas und seelenruhigen, freilaufenden Kühen am Straßenrand. Die Siedlungen (?) haben etwas Postapokalyptisches; hier müssen wohl Leute wohnen, aber... wieso?


Part 2 kommt morgen oder so, ich bin müde 😄

No comments:

Post a Comment