Puh. An meinem letzten
Abend in San Francisco sitze ich allein in meinem 4-Bett-Zimmer und friere. Das
Hostel ist zwar wirklich schön und hat Charme, aber sein Alter (1920er) macht
sich leider unter anderem anhand der zugigen Fenster bemerkbar.
Heute war ich auf
Alcatraz; wie befürchtet war das Wetter wieder schlechter als gestern, wodurch
mir das wohl relativ typische Erlebnis von reichlich Wind und Regen zuteil
wurde. Allerdings, hätte ich gestern einen Platz auf der Fähre bekommen, hätte
ich in der heutigen Plörre in der Stadt herumgeistern müssen und wenig killt
meine gute Laune so zuverlässig wie das. Vorhin hab ich schon wieder Heimweh
bekommen, weil der Himmel komplett
hinter der Wolkendecke verschwand. Nervig, diese Wetterabhängigkeit.
Wie dem auch sei, heute
Morgen wollte ich mich eigentlich um einen neuen Laptop kümmern, was dann aber
zeitlich leider nicht mehr ganz hingehauen hat; bei Office Depot hatten sie
leider nichts, das mir passte (alles zu teuer und groß) und der nächste Best
Buy war zu weit entfernt. Stattdessen bin ich dann gemütlich Market Street
runtergelaufen, also wieder in den Financial District, bis runter zum
Hafengebäude mit dem großen Uhrturm. Dann weiter an den Docks lang bis hoch zum
Pier 33, wo die Alcatraz-Fähre ablegt. Ich halte immer wieder zwischendrin an -
San Francisco ist wirklich wunderschön.
Ziemlich genau Punkt
12:30 komme ich an – die Schlange ist auch schon entsprechend lang. Nach einer
halben Stunde warten und im Gänsemarsch aufs Boot schieben gehts los durch
kalten Nieselregen und Wind. Alcatraz strahlt zwar nicht so wie gestern, wird
aber glücklicherweise nicht vom Nebel verschluckt. Auf „dem Stein“ angekommen
mache ich mich langsam an den Aufstieg in den Zellenblock und folge der
kostenlosen (bzw wohl eher: inklusiven) Audio Tour durch das Gefängnis. Im
Recreational Yard fliege ich mehrfach fast weg, weil der Wind so stark ist. Und
das mag zwar ein wenig übertrieben sein, aber tatsächlich schubst er mich fast
die Treppe runter, reißt mir fast den (geschlossenen!) Regenschirm aus der Hand
und schleudert mir sogar einmal beim Gehen einen Fuß in den anderen Knöchel.
Beim Aufstieg zurück ins Gebäude spanne ich den ganzen Körper an, um nicht
tatsächlich noch wegzufliegen. Und jetzt stelle man sich bitte vor, dass das
die besten Momente für viele Sträflinge waren, eine halbe Stunde oder so fast
vom kalten Wind weggeweht zu werden… wobei – wäre das wirklich möglich gewesen,
hätten sich so einige Insassen sicher über die Fluchtmöglichkeit gefreut.
Nach dem Rundgang
geistere ich noch ein wenig hin und her, aber auf die Gärten habe ich bei
diesem Wetter nicht so viel Lust – da ist es mir wichtiger, noch rechtzeitig in
den Süden zu kommen, um den Best Buy zu suchen, der mir gestern empfohlen
wurde.
Gesagt, getan: Fähre um
15:45, etwa eine Stunde später komme ich an der richtigen BART-Station an – am
Ausgang gibt es hier keine Rolltreppe, ein Vater schiebt sein Fahrrad die
steilen, zahlreichen Stufen hoch, während sein Kleinkind neben ihm wacker
singend im gleichen Tempo Richtung Straße kraxelt. Einen hurtigen Spaziergang
entlang Mission Street später komme ich beim Best Buy an, direkt unterhalb des
Freeway und eingebettet in ein paar von San Franciscos Zeltmeilen. Etwas mehr
als eine weitere Stunde später komme ich mit einem neuen Dell-Computer und ein
wenig neuem Wissen über die Entwicklung von Computern über die letzten Jahre
wieder aus dem Laden – grundlegend ist der Schluss aus dieser interessanten
Unterhaltung, dass man jetzt schlechtere Hardware für das gleiche Geld wie früher
bekommt, um peppigere (und ja, in ein paar Hinsichten leistungsfähigere...)
Betriebssysteme zu bekommen. Meh. Verkäufer Jason war jedenfalls sehr nett,
sagte zu oft „for better or for worse“ und arbeitet momentan pro bono an einem
Videospiel mit; sein erstes Jahr in San Francisco war er obdachlos, während er
studiert und gearbeitet hat. No fucking way werde ich jemals in dieses Land
ziehen.