Saturday, September 10, 2022

Devastation and Reform

8.9.

Der Tag beginnt... mit einem sehr langsamen Start. New York hat uns ganz schön geschafft, der Startschwung ist ein bisschen ausgebremst - und nach einer Woche des Aufeinandersitzens war es an der Zeit, ein wenig anstrende Beziehungsarbeit zu leisten. Das ist jetzt nicht unbedingt Urlaub pur, aber es muss eben mal sein... anstrengend war's trotzdem. Als wir da durch sind, ist es schon Nachmittag. Was jetzt noch tun? Eine halbe Stunde entfernt liegt der Red Rock Canyon - der wird also die (Rest)Tagesaktivität. Die Straße windet sich durch einen Sightseeing-Loop, vorbei an... ja, sehr roten Steinen. Wir klettern ein bisschen rum, halten immer wieder, aber für tiefere Erkundungstouren fehlt die Zeit. Mir tatsächlich ganz recht, ich bin emotional etwas (sehr) erschöpft. Trotzdem wäre der Trip an einem anderen Tag sicher etwas "ertragreicher" geworden - aber auch so hat sich der Ausflug gelohnt. In der angenehmen Abendwärme klettern wir ein bisschen an der Stelle einer nicht mehr vorhandenen Steinmiene herum, Micha erinnert sich an mehreren Stellen an den Trip vor 15 Jahren - mit etwas mehr Zeit hätten wir an einer Stelle wohl einen kleinen Wasserfall finden können. Wobei ich fast befürchte, dass der unter den aktuellen Umständen vielleicht gar nicht mehr fließt...

Wir verlassen den Park nach Einbruch der Dunkelheit und machen uns auf den Rückweg. Zurück im Hotel möchte Micha noch gerne auf den Strip, aber mir fehlt nach dem Tageststart und einigen daraus noch folgenden Nachwehen-Zackereien die emotionale Kraf dazu - also geht er allein. Damit bin ich auch nicht 100% glücklich, weil ich mich schuldig fühle, aber es ging nicht mehr anders. Stattdessen gehe ich duschen und fühle mich ein kleines Weilchen depressiv; ich müsste die Anspannung einfach rausweinen, aber das geht noch nicht.
Nebenbei setze ich auch noch das komplette Bad unter Wasser, weil unsere Dusche fantastisch (ehem) designt ist; etwa die halbe Breite wird mit einer unbeweglichen Glasscheibe vom Rest des Raums geteilt, der Rest liegt offen... und der Duschkopf ist sowohl riesig, als auch unbeweglich. Als Micha zurückkommt, hab ich mich immer noch nicht erholt, aber immerhin kann ich jetzt weinen. Nicht meine Lieblingsoption, aber der breaking point war erreicht. Alles in allem ein durchmischter Tag, aber: Wir haben die erste von 3 "Rote Steine"-Stationen besichtigt, trotz spätem Start.

 

9.9.

Das Auspowern gestern bedeutet: Ich brauche Recharge. Da bietet sich an, dass Micha eh vorgeschlagen hatte, zu einer riesigen Outlet-Mall zu gehen, bei der sie auch schon vor 15 Jahren waren. Tatsächlich existiert die noch. Bevor es los geht, frühstücken wir bei IHOP (=Inernational House of Pancakes). Eier, Speck, Pancakes, French Toast, Hashbrowns... das sollte ein Weilchen vorhalten. 

Insgesamt verbringen wir über 6 Stunden in dem Einkaufszentrum; besonders ich gebe eine ganze Stange Geld aus, das meiste davon in einem Laden namens Windsor (no relation), den es leider nirgendwo in Europa gibt. Das ist sehr schade... da glitzert vieles so schön. Apropos glitzern: Direkt, als wir die Mall betreten, stolpern wir über einen Laden, der von vorne bis hinten vollsteht mit extravaganten Kleidern, hauptsächlich Anzügen und Smokings. Strasssteine, Wende-Pailletten, Samt, Seidehemden mit Muster... alles sehr over the top bis mafiös, aber ein wenig kam bei mir der Wunsch danach auf, ein Popmusiker mit Riesenbudget zu sein. Der Ladenbesitzer wurde allerdings sehr aufdringlich, also sind wir dann doch relativ schnell wieder raus. Gegenüber war ein Anime-Laden, dessen Besitzer uns dann zehn Minuten ununterbrochen mit seinen Zukuntsvisionen und -plänen würdigte. Also - bunter Tag. Am Ende haben wir noch ein paar Fotos in einem überteuerten Polaroid-Automaten geschossen - 7$ und dann geht nicht mal der Green Screen! Jetzt haben wir Fotos mit einem komischen Logo im Hintergrund. Na ja. Memories. 

Für ein schnelles Abendessen geht's zu Panda Express; ich liebe diese Kette. Das Essen ist ungesund und hat quasi gar nichts mehr mit chinesischer Küche zu tun, aber ich muss da einfach einmal in jedem USA-Urlaub essen. Und ja, der Vegas-Abschnitt unserer Reise wird wohl relativ Fastfood-geprägt werden. Muss auch mal sein.

Danach gehen wir in unser neues Hotel einchecken; Circus Circus heißt das Ganze und ist einige Jahrzehnte älter als das Luxor. Das Schild an der Einfahrt ist gekrönt von einem riesigen leuchtenden Clown - ein etwas seltsames Konzept, das Ganze. Aber, wie alle Hotels hier, sehr durchdesignt. Wir checken ein, bekommen ein sehr altbackenes Zimmer, das etwas kleiner ist als das im Luxor - und vor allem sehr viel kälter. Die Klimaanlage lässt sich nicht auf eine bestimmte Temperatur einstellen, sondern nur ein oder aus, high - medium - low. Super. In dem kleinen Zimmer herrschen winterliche Temperaturen und das Fenster lässt sich nur einen Fingerspalt weit öffnen. Lüften, um wärmer zu machen, ist auch so ein amerikanisches Konzept... wir stellen die AC jedenfalls vorerst ab. 

Zum Abschluss des Tages erkunden wir zunächst das hauseigene Casino. Hier darf geraucht werden und man riecht es. Bäh. Es gibt eine kleine Arcade, in der wir relativ schnell 10 Dollar verspielen, mit einem umgestalteten Space Invader für 2 Personen, 2 Partien Air Hockey und einer Runde 4 gewinnt mit Basketbällen. Natürlich sind die Beträge der Automaten so ausgelegt, dass man immer mit einem unbrauchbaren Restbetrag auf der ansonsten unbrauchbaren Guthabenkarte verbleibt. Immer wieder ein effektives wie perfides Konzept, besonders wenn man bedenkt, dass sich dieser Teil des Casinos besonders an Kinder richtet. Get 'em while they're young.

Wir ziehen weiter und setzen uns zum Spaß an einen der letzten Automaten, bevor wir die Tür erreichen. Über den Drehzeilen lehnt ein animierter Panda, das muss ja etwas Gutes bedeuten. Insgesamt stecken wir 4$ in den Automaten, gewinnen zunächst ein paar Centbeträge - dann fängt auf einmal alles an zu bimmeln wie verrückt: Wir haben irgendwie irgendwas gewonnen. Am Ende kommt ein Gesamtbetrag von 70$ dabei heraus - von denen verzocken wir später noch zum Spaß 5 in einem anderen Casino (ohne jeglichen weiteren Gewinn). Trotzdem ein ganz guter Gegenwert ;)

Wir laufen noch bis zum Treasure Island, dann kehren wir um und kehren in unseren Eisschrank ein. Ein guter Erholungstag.

P.S.: Der Post-Titel bezieht sich übrigens auf dieses Lied.

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